Wer sich ein wenig unter den „Bergsteigern“ im Alpenraum auskennt, dem ist Helmut Gargitter ein Begriff. Helli, wie wir Bergkollegen ihn nennen, ist seit über 30 Jahren in den Bergen der Welt unterwegs. Helmut Gargitter hat in vielen Ländern dieser Welt Erstbegehungen gemacht, wie in Namibia, Venezuela, Marokko, Madagaskar usw. Er ist sicherlich DER Südtiroler Alpinist, welcher am meisten unbekannte Orte erkundet und neue Kletter-Touren eröffnet hat.
In den letzten Jahren hat sein Bergführerberuf ihn unter anderem nach Jemen, Äthopien, Chile, Peru, Bolivien, China, Japan, Bhutan gebracht – und doch, kommt er auch immer wieder gerne in die Valle Maira zurück.
Helmut, was ist dein Bezug zur Valle Maira?
Vor ca. 17 Jahren war ich das erste Mal in der Valle Maira auf Skitouren unterwegs. Bereits damals war die Lust auf Neues groß und so wollte ich damals auch die Valle Maira als neues Ziel erkunden.
Es war etwas ganz Besonderes von der Poebene in so ein ursprüngliches Gebirgstal zu kommen. Auf meinen Überschreitungen hat mich immer wieder ein freundlicher Einheimischer zu meinem Auto zurückgebracht. Und auch deren Tipps für Touren und ihre Erfahrungen habe ich nur allzu gerne angenommen. Dabei bin ich natürlich auch so mancher freundlichen Einladung gefolgt und bei ihnen zu Hause etwas länger geblieben...
Diese erste Erfahrung war sehr prägend! Und ich genieße jedes Mal, wenn ich wieder in der Valle bin diese tolle Atmosphäre, die Herzlichkeit der Leute und die vielen Möglichkeiten für Bergsportler – im Sommer wie im Winter.
Was bietet dir das Tal als Alpinist? Welche Eigenheiten hat es, die du sonst nirgendwo anders findest?
Ich persönlich finde, dass die Valle Maira zu den besten Skitourentälern zählt, die es in Italien gibt. Die vielen Nebentäler die vom Haupttal abzweigen, ermöglichen eine unbeschreibliche Vielfalt an Überschreitungsmöglichkeiten.
Von schattigen Pulverhängen bis zu den sonnenexponierten Firnflanken, von den Waldtouren im lichten Lärchenwald bis zu den anspruchsvollen 3000er Gipfel, man hat für jede Wettersituation eine gute Tourenoption.
Aber nicht nur im Winter, auch zum Wandern und Klettern bietet es den restlichen wärmeren Jahreszeiten genau so viel. Die Flora und Fauna lebt hier gut mit dem sanften Tourismus. Nach einen Tourentag kann man sich noch auf einen kulturellen Trip in eines der Bergdörfer begeben und sich auf das Kulinarische aus der Küche des Tales freuen.
Was ist deine Lieblingsroute oder Tour in der Valle Maira? Und wieso?
Diese Frage ist schwer zu beantworten, da es eine große Anzahl an großartigen Touren gibt. Gerne wiederhole ich mit den Tourenski die Überschreitungen von Chialvetta nach Preit, oder die Überschreitung über das Colle Enchiausa.
Diese Vielfalt vom sanften Waldgelände, kleinen Bergweilern, weiten Hochflächen inmitten schroffer Berggipfel, ist für mich faszinierend. Aber nicht nur Höhe und Weite zählen, vor allem im Frühling, Sommer und Herbst begeistern die Lärchenwiesen mit dem Erwachen und Färben unterschiedlichster Blüten und Blätter. Kleine Details wie das Spiegeln des Kalkgebirges in den ruhigen Bergseen, oder das Röhren der Hirsche machen für mich ebenso einen Aufenthalt in der Valle Maira so wertvoll.
Was gefällt dir an der Locanda Mistral?
Freundlichkeit, Authentizität, liebevoll zubereitetes und exzellentes Essen, es ist für mich immer wieder ein angenehmes Verweilen. Ich freue mich auch jedes Mal, meinen Mitreisenden das schön restaurierte okzitanisches Haus vorstellen zu können. Ihr beide, Manuela und Renato, seid einfach sehr herzliche Gastgeber und immer bereit Wünsche zu erfüllen.
Einen großen Unterschied für mich als Bergführer macht natürlich aus, dass du Renato dich im Tal super auskennst – in den letzten Jahren eine Skitourenlandkarte und einen Wanderführer geschrieben hast sowie auch vieles unternommen, um den nachhaltigen Tourismus im Tal zu fördern. Die ganzen Tipps und Empfehlungen eines ansässigen Bergführers sind sehr wertvoll und man findet so die besten Touren.
Und natürlich: ein schön gezapftes Bier oder ein empfohlener Wein zu den hausgemachten Antipasti lassen den Tag in einer tollen Runde immer am besten ausklingen.
Du kennst die Valle Maria jetzt seit 17 Jahren: Wie siehst du deren Zukunft?
Ich denke das Valle Maira ist vor allem ein Ort für Naturliebhaber und Abenteurer. Jedes Jahr, wenn ich zurück komme freue ich mich, dass sich dieses Tal so viel Ursprünglichkeit behalten konnte. Ursprüngliche Natur – solche Blumenwiesen finde ich leider nicht mehr in vielen Alpenorten mit ihren gedüngten Wiesen. Aber auch die Ursprünglichkeit und echte Herzlichkeit der Einheimischen.
Deswegen hoffe ich, dass sich die Valle Maira das behalten kann und nicht zu einem Spielplatz für Erwachsene wird, wo Motorsportarten betrieben werden oder Großevents stattfinden.
Hier fühlt sich der Abenteurer, der Bergsportler, der Fotograph, der Beobachter, die Familie wohl. Für die Familie gibt es die Picknick-Wiesen am Maira Bach, für die Kletterer die Rocca Provenzale, für Bergläufer, Wanderer, und Skitourengeher unzählige Pässe und Gipfel, für den Genießer und Fotografen ein malerisches Naturschauspiel.
Danke Helmut und bis bald in der Valle Maira oder auf einem anderen Gipfel der Welt!
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Über Helmut Gargitter: Helmut Gargitter lebt mit seiner Familie in Feldthunrs, Südtirol. Er begleitet seit über zwanzig Jahren Menschen auf Berge im Alpenraum sowie auf Reisen im Ausland. Die große Abwechslung in den verschiedenen Landschaftsformen, denunterschiedlichen Aktivitäten und seine Begeisterung mit Freunden zu teilen, macht den Bergführerberuf für Helmut so vielfältig.