Ein Gespräch mit KlimaHaus-Experten Dario Costamagna

Una conversazione con Dario Costamagna, architetto e consulente CasaClima
Im Dezember 2020 wurde unser nachhaltiger Umbau mit dem ersten Preis der „Comunità Forestali Sostenibili“ 2020 in der Kategorie „Produkte aus der Waldwirtschaft“ ausgezeichnet. Deswegen sprechen wir heute mit dem Architekten und KlimaHaus-Experten Dario Costamagna, der dieses nachhaltige und prämierte Projekt entwickelt und begleitet hat.

Im Dezember 2020 wurde unser nachhaltiger Umbau mit dem ersten Preis der „Comunità Forestali Sostenibili“ 2020, organisiert von Pefc (Programme for Endorsement of Forest Certification schemes) Italien und Legambiente in der Kategorie „Produkte aus der Waldwirtschaft“ ausgezeichnet.

Unsere Tischlerei „COBOLA Falegnameria“ hat für den Umbau innovative Materialien verwendet, wie z.B. Low carbon timber (Lct). Durch die Verwendung von nachhaltigen Materialien und unter Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten, ist unser Zubau als wertvolles Projekt ausgezeichnet worden: für die Umwelt, die Valle Maira, die Einwohner und die gesamte Gemeinschaft.

Deswegen sprechen wir heute mit dem Architekten und KlimaHaus-Experten Dario Costamagna, der dieses nachhaltige und prämierte Projekt entwickelt und begleitet hat.

 

Lieber Dario, als erstes Danke, dass du dir für dieses Gespräch Zeit nimmst. Könntest du unseren Leser*innen kurz erzählen, wie du zum KlimaHaus-Experten geworden bist? Wieso ist dir die nachhaltige und innovative Bauweise so wichtig?
Ich bin zum “Architekt der Nachhaltigkeit“ geworden und habe mich der KlimaHaus-Welt angeschlossen, da für mich deren technische Leitlinien und Zertifizierungsprozesse eine ausgezeichnete Methode sind, um dem gesamten Bauprozess mehr Qualität zu geben. Die KlimaHaus-Agentur übernimmt als Drittagentur eine Garantierolle für Kunden und Bauherren, welche sich durch die regelmäßige und pünktliche Projektkontrolle zeigt.

Um KlimaHaus-Berater zu werden, benötigt es eine Ausbildung mit aufenthaltsgebundenen Lehrgängen in Südtirol in drei Phasen: einen Basiskurs, einen Kurs für Fortgeschrittene und einen Kurs für Berater. Am Ende gibt es eine Prüfung, die auf einem konkreten Projekt basiert.

Meine persönliche Passion für die Nachhaltigkeit basiert auf einem einfachen Motiv: ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir nur eine Zukunft haben werden, wenn wir jetzt nachhaltig handeln. Wir müssen von der Natur lernen und nicht einfach nur “nichts verschwenden”.

Neben den energiespezifischen Aspekten hat die KlimaHaus-Agentur in den letzten Jahren weitere Zertifizierungsprotokolle ausgearbeitet, welche die Nachhaltigkeit im Bauwesen berücksichtigen. Für uns Fachkräfte sind diese Instrumente unverzichtbare Leitfäden, um die Auswirkungen unseres Handelns zu minimieren.

Die Tischlerei COBOLA wurde im Dezember für unser gemeinsames Projekt, dem Umbau der Locanda Mistral, ausgezeichnet. Wusstest du von Anfang an, dass du mit „Low carbon timber“ arbeiten wolltest? Was war für die Entscheidung ausschlaggebend?
Seit geraumer Zeit bringt das Unternehmen COBOLA die Thematik der möglichst kurzen Lieferkette voran. Ich glaube, dass wenn es eine große Ressource in unserem Land gibt, diese das Holz ist. Deswegen hat es auch keinen Sinn dieses Material vom anderen Ende der Welt zu importieren. Sich über kurze Lieferketten Gedanken zu machen, hilft zum einen der Entwicklung von lokalen Unternehmen. Zum anderen trägt es dazu bei, dass regionale Merkmale in die Architektur aufgenommen werden und diese nicht allzu sehr standardisiert wird.

Wenn du an den Umbau der Locanda Mistral denkst: Was findest du am gelungensten? Worauf bist du stolz?
Die Schwierigkeit dieses Projektes bestand darin, dass man einem bereits bestehenden Gebäude ein Bauvolumen hinzufügen musste. Und das in einer unregelmäßigen Typografie und beeinflusst von den Vorgaben des Gemeindebauplanes.

Ein erstes Ziel des Projektes war es, durch die Erweiterung nicht die natürlichen Beleuchtungsverhältnisse des bestehenden Gebäudes zu beeinträchtigen sowie auch den Garten in die Struktur mit einzubinden.

Ein zweites Ziel war es die Erweiterung im Trockenbau zu machen. Diese Bauweise ist wichtig, wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen: das Gebäude wird so zu einem „Materiallager“ – die Materialien können am Ende der Lebenszeit des Gebäudes getrennt ab- und umgebaut werden.

Nachhaltigkeit ist einer der Grundwerte der Locanda Mistral und wird (zum Glück) immer wichtiger. Wie siehst du diese Entwicklung? Generell und speziell, wenn wir von Bauprojekten reden?
Ich glaube, dass ein jedes langfristig denkendes Unternehmen nicht agieren und wirtschaften kann, ohne sich der Auswirkungen des eigenen Handelns auf der Ebene der Nachhaltigkeit bewusst zu sein.  

Die Nachhaltigkeit darf nicht eine Lebensphilosophie sein, sondern muss sich in konkreten und vor allem messbaren Aktionen zeigen.

Damit eine Beherbergungsstruktur die Prinzipien der Nachhaltigkeit konkret umsetzen kann, reicht eine nachhaltige Hülle nicht aus. Das ist sicherlich ein ausgezeichneter Anfang, allerdings muss der nachhaltige Ansatz weiter- und gesamtheitlich durchgezogen werden. Maßnahmen, wie der Verzicht auf fossile Energien, die Verwendung von intelligenten Beleuchtungssystemen (LED), die Verwendung von umweltfreundlichen hydraulischen Geräten, die Verwendung von lokalen und nachhaltigen Putzmitteln, die Verwendung von regionalen Produkten in der Küche mit kurzen Lieferketten, …

Durch die Umsetzung dieser gesamten Aktivitäten und Maßnahmen, schafft es die Locanda Mistral einen wirklichen und wahren Unterschied zu machen.

Du hast während der Bauarbeiten bei uns die Valle Maira besser kennengelernt. Was ist dein Eindruck von diesem einzigartigen Alpental?
Das Glück der heutigen Valle Maira ist es, dass in den Jahren des Bau-Booms nie Interesse vorhanden war, Ski-Anlagen zu entwickeln. Aus diesem Grund wurde das Tal auch vom Massentourismus verschont.

Dieser Aspekt, der zu Anfang auch ein Handicap hätte sein können, war in Wirklichkeit eben dieses große Glück. Denn heute, wenn du es dir am wenigsten erwartest, findest du inmitten von einzigartigen Panoramen kleine Weiler, die Zeugen einer alpinen Architektur auf höchstem Niveau sind. Es wäre wirklich schade, diese in Trümmern zerfallen zu lassen.

Das Bausystem dieser traditionellen Häuser ist in der Tat eine wirklich nachhaltige Architektur, welche in Abwesenheit von Wartungsarbeiten, einfach verschwindet und sich in das umliegende Territorium integriert, ohne jegliche Spuren zu hinterlassen.

Abschließend, was möchtest du unseren Lesern mit auf dem Weg geben?
Jede*r von uns und in allen Bereichen, ist dazu aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und seinen Teil zu tun, um unseren Nachfahren*innen einen lebenswerteren Planeten zu hinterlassen. Um mich an die Aussage von Pierangelo Bertoli anzulehnen: um dies zu erreichen müssen unsere nachhaltigen Gebäude „einen Fuß in der Vergangenheit haben und mit festem und offenem Blick nach vorne in die Zukunft schauen.“

 

Über Dario Costamagna: Dario hat sein Architekturstudium am Polytechnikum in Turin im Jahre 1988 abgeschlossen, an welchem er 1995 noch eine postgraduierte Spezialisierung über die Architektur in Entwicklungsländern erworben hat. Seit 2011 ist er KlimaHaus-Berater und Berater für Nachhaltigkeit (www.agenziacasaclima.it). 2019 / 2020 war Dario für den nachhaltigen Umbau und die Erweiterung der Locanda Mistral verantwortlich.

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