Heute sprechen wir mit Silvia Massarengo, passionierte Köchin und Käseproduzentin. Silvia wird in diesem Frühjahr und im Herbst zwei ganz besondere kulinarische Wochen in der Locanda Mistral betreuen und die Teilnehmer*innen in die Künste des Slow-Food-Kochens einweihen.
Deswegen erfahren wir heute mehr über Silvia, was (oder besser wer) sie in die Valle Maira gebracht hat, und über ihre kulinarische Laufbahn: von Restaurant-Besitzerin zur ausgezeichneten Slow-Food-Köchin und Ginepi-Herstellerin und heute Bergkäse-Produzentin.
Liebe Silvia, wann hast du deine Liebe zur Gastronomie entdeckt? War Köchin immer dein Traumberuf?
Die Passion fürs Kochen hat bereits in meiner Kindheit begonnen, denn schon immer war ich äußerst neugierig, was denn meine Mutter und Großmutter auf den Tisch zauberten. Ich habe ihre Hände beim Kochen genau beobachtet und dabei, ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein, viele kleine Dinge gelernt. Diese ganz persönlichen „Wissensschätze“ durfte ich in meiner darauffolgenden Tätigkeit als Köchin anwenden. Und natürlich auch als ich, dank der Begegnung mit meinem Mann, meinen persönlichen Traum von einem eigenen kleinen Restaurant realisieren durfte.
Und wie kam es zu deiner Liebe zur Valle Maira? Was fasziniert dich an diesem Tal und wieso hast du hier in Stroppo 1989 dein Restaurant eröffnet?
Dass es Stroppo, die Valle Maira geworden ist, war ein Zufall. Ich habe nämlich in diesem Tal meinen zukünftigen Mann kennen gelernt und gemeinsam haben wir entschlossen in Stroppo unsere Tätigkeit aufzunehmen, ganz in der Nähe von seinem Zuhause. Somit habe ich erst in einem zweiten Moment die Möglichkeit gehabt, die Schönheit der Valle Maira kennenzulernen. Dieses unberührte Bergtal, faszinierend und auch ein wenig mysteriös, in welchem man die Natur in seiner ganzen Pracht noch wirklich erleben kann.
Im Frühjahr und im Herbst wirst du in der Locanda Mistral eine ganz spezielle kulinarische Woche betreuen. Auf was können sich die Teilnehmer*innen freuen? Was wirst du ihnen bei- und näher bringen?
Auf alle Fälle werde ich versuchen, den Teilnehmer*innen die Lust am Neuen zu übermitteln, am Ausprobieren von neuen Gerichten. Gemeinsam werden wir auch den Zusammenhang zwischen Tradition und Innovation erkunden, und zwar anhand einer kleinen Reise durch die Okzitanischen Küche von vergangenen Tagen bis heute.
Kochen ist eine Kunst. Wie würdest du deine Einstellung zum Kochen, zur Gastronomie, zu Genuss beschreiben?
Die Gastronomie ist eine der kulturellen Ausdrucksformen einer Region. Mit Hilfe des Verständnisses von Rezepten tritt man in Kontakt mit der Tradition eines Gebietes: man kann Gewohnheiten, Notwendigkeiten und auch den Charakter seiner Einwohner erkennen.
Als Locanda Mistral haben wir uns der Nachhaltigkeit verschrieben. Deswegen freut es uns umso mehr, dass dieses Thema auch in der Kulinarik immer wichtiger wird, z.B. mit den Bewegungen zu „Fighting Food Waste“, die Zusammenarbeit mit lokalen Herstellern, der Verzicht auf Fleisch aus Massentierhaltungen. Wie hast du diese Entwicklung beobachtet und was denkst du, wird uns die Zukunft noch bringen?
Den größten Respekt können wir den natürlichen Ressourcen, die uns eine Region bietet erweisen, indem wir nichts davon verschwenden. Es gab z.B. eine Zeit, in der man beim Schlachten eines Schweines nichts davon vergeudet oder weggeschmissen hat. Alles wurde so gut wie möglich genutzt und verwendet.
Essen ist eine Rückbesinnung auf die Weisheit unserer Vorfahren und von großer Aktualität, wenn wir an die limitierten Ressourcen unseres Planeten denken. Der Saisonalität folgen war immer eine meiner Philosophien im Restaurant. Im Sommer habe ich viel Gemüse und Kräuter meines eigenen kleinen Gartens auf 1.400 m ü.M. verwendet.
Auch der Trend vom „Bauernhof auf den Tisch“ mit möglichst geringen Transportstrecken ist eine Entscheidung zu Gunsten der Umwelt und garantiert die höchste Qualität und Frische der Lebensmittel. Es ist auch eine konkrete Unterstützung der lokalen Produzenten, die sich dazu entschieden haben in den Bergen zu leben – unabhängig von den objektiven Schwierigkeiten, die diese Entscheidung mit sich bringt.
Ich denke und hoffe, dass für eine bessere Zukunft immer mehr nachhaltige Entscheidungen unterstützt werden.
Auch bei der letzten Frage geht es natürlich um Genuss: Was ist dein Lieblingsrezept? Was dein Lieblingsgericht der Valle Maira, welches jeder Gast unbedingt ausprobieren sollte?
Ich habe eigentlich kein Lieblingsrezept… ich koche, worauf ich Lust habe. Aber wenn ich mich entscheiden muss, dann wäre es wohl ein „Agnello Sambucano“ – ein sambucanisches Schaf, das ist eine eigene Schafrasse, die ursprünglich aus dem Nachbartal der Valle Maira, der Valle Stura stammt.
Jeder Gast in der Valle Maira und der Locanda Mistral sollte unbedingt die Vorspeisen auf Kartoffelbasis probieren. Und auf alle Fälle auch die bekannten „Ravioles“ mit Butter und Salbei.
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Über mich, Silvia Massarengo: Ich habe das Wissenschaftliche Lyzeum besucht und mich anschließend an der Universität für Literatur und Philosophie eingeschrieben. 1989 habe ich mein Studium abgebrochen und bin in die Valle Maira gezogen, wo ich im gleichen Jahr mit meinem Ehemann Paolo Rovera ein kleines, familiengeführtes Restaurant in Stroppo eröffnet habe. 1997 haben wir mit dem Anbau von Heilpflanzen und -kräutern begonnen, insbesondere von Genepì (die schwarze Edelraute), aus welcher wir auch den gleichnamigen Likör herstellen. 2012 ist dann unsere eigene Käserei geboren, die „Caseificio del Sarvanot“, wo wir Bergkäse produzieren.