Steine sprechen lassen

Wem das etwas «spanisch» vorkommt, darf beruhigt zurücklehnen. Ivo spricht okzitanisch, eine Sprache, die noch heute in den Tälern des Piemont gesprochen wird. Er kommt aus San Michele ob Prazzo, erzählt von seiner Arbeit als Muratore, seiner Liebe zum Stein und zum alten Handwerk und davon, dass sich bewegen muss, was bleiben soll.

Ein altes Wegstück, das wie so viele seiner Art, langsam im Baumschatten zerfällt, wird unser Arbeitsplatz. Wir stolpern über Sägen und Pickel, Schaufeln und Rechen, Baumscheren und Kübel. Doch Ivo dirigierte die Truppe von Büromenschen wie ein Dirigent sein Orchester. Ob Geigerin oder Posaunist: Alle haben eine Aufgabe, arbeiten einander zu. Das Ergebnis macht uns alle stolz – und alle möchten wieder kommen und in Ivos Orchester weiterspielen, Stein auf Stein.

Vorher:

Während:

Nachher:

Mit Stein geht’s weiter:

Das Cover der aktuellen, 10. Auflage von »Antipasti und alte Wege« zeigt die Barca, das Boot. Das hoch oben in den weiten Alpen unter dem Colle Maurin gelandet ist. Eine Installation des Land Art Künstlers Christof Schröder.

Und nicht zuletzt – man soll die Feste feiern wie sie fallen.

Mit dieser Aktion ist für viele von uns ein Fenster aufgegangen. Wir schauen mit anderen Augen auf Mauern und Säulen der alten Häuser, spüren auf den Saumwegen den alten Pflästerungen unter den Füssen nach. Und natürlich werden alle wiederkommen. Denn dem widerborstigen Charme und der wilden Schönheit des Valle Maira erliegt jeder und jede. Ich weiss, wovon ich rede.

von Ursula Bauer